Stark versus schwach

Wirtschaftsentwicklung im klassischen Verständnis orientiert sich immer noch am Prinzip des Wirtschaftswachstums, Gradmesser ist weiterhin und quasi ausschließlich die Steigerung des Bruttoinlandsprodukts (BIP).

Die Begriffe der Strukturstärke bzw. -schwäche, die in der Raumplanung Standard sind, orientierten sich weiterhin an den Parametern der klassischen Wirtschaftstheorien. Neuere Ansätze, die soziale und Umweltaspekte integrieren und Nachhaltigkeit berücksichtigen, sind bisher wenig beachtet worden.

Es ist fraglich, inwieweit eine Kategorisierung, die ausschließlich auf der Steigerung des hergebrachten Wirtschaftswachstums basiert, noch den tatsächlichen Bedürfnissen gerade der ländlichen Räume gerecht wird.

Strukturschwache ländliche Räume, die in Hinblick auf betriebswirtschaftliche Faktoren (z. B. regionales BIP bzw. Einkommen, Arbeitslosenquote) hinterher hinken, weisen dagegen Stärken in Hinblick auf Umwelt- und Sozialfaktoren (z. B. weniger Lärm, bessere Luftqualität, höhere Biodiversität aber auch niedrigere Kriminalität oder geringere Kosten für Wohnen) auf.

Es ist somit nicht realistisch und wäre unter Beachtung der Nachhaltigkeit auch nicht sinnvoll, strukturschwache Regionen nach den bisherigen wirtschaftstheoretischen Prinzipien zu strukturstarken Regionen umwandeln zu wollen. Die Seenplatte wird nicht der Landkreis Böblingen.

Schlussfolgerung muss sein, zukünftig Regionalentwicklung an anderen Maßstäben zu bemessen und Ziele genauer und besser zu definieren.

Ein Lösungsvorschlag wäre, zukünftig die Regionalentwicklung der Mecklenburgischen Seenplatte am Modell der Gemeinwohl-Ökonomie auszurichten. Dieses Modell steht für den Aufbruch zu einer ethischen Marktwirtschaft, deren Ziel nicht nur die Vermehrung von Geldkapital ist, sondern das gute Leben für alle Bewohner:innen der Mecklenburgischen Seenplatte ist.

Würde die Regionalentwicklung der Mecklenburgischen Seenplatte auf Grundlage der Gemeinwohl-Ökonomie ausgerichtet, stünde unsere Region in einer gerechteren Bewertung aller Faktoren der Nachhaltigkeit nicht nur höher im bundesweiten Ranking – falls das tatsächlich wichtig ist.

Die umfassendere Analyse ergäbe auch eine andere Priorisierung und damit geänderte Maßnahmen, die der ländlichen Bevölkerung besser gerecht werden würde und hierauf kommt es vor allem an.